#27 Gibt es gerechte Kriege?
Zusammenfassung
Der Krieg. Nach all den hunderten und tausenden von Jahren leider immernoch ein aktuelles Thema. Und es will auch einfach kein Ende nehmen. Kaum ist an einer Ecke Frieden geschlossen, schon bricht an einer anderen wieder der Krieg aus. Die Zerstörungswut der Seiten kennt dabei keine Grenzen. Waffen wie die Atombombe zeigen, zu was der Mensch in der Lage ist und was er gewillt ist zu tun, wenn es um den Sieg geht. Kann man in all dieser Gewalt überhaupt noch den Ansatz einer Moral herausarbeiten? Viele Leute sprechen von „gerechten“ oder „ungerechten“ Kriegen. Sind das treffende Begriffe? Denn sicher sind Kriege auf den ersten Blick furchtbar und immer zu vermeiden. Aber was ist dann mit Fällen wie dem 3. Reich? Gegen das musste man Krieg führen, weil es sich sonst über die ganze Welt ausgebreitet und Terror verbreitet hätte. Ist also Krieg nur gut, wenn man sich verteidigt? Doch wer verteidigt sich dann tatsächlich und wer greift an? Hallo zusammen und herzlich willkommen zurück zu einer weiteren Folge von „Philosophie für zwischendurch“!
Einleitung
Das heutige Thema ist ein
bisschen heikel, das gebe ich zu. Sehr aktuell. Und ich habe lange überlegt, ob
ich dazu wirklich eine Folge machen will. Aber vielleicht ist sie gerade deshalb
wichtig. Vielleicht ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt, sich zu dem
Thema zu äußern, um Zweifel zu klären. Es geht um Krieg. Und zwar, ob es
gerechte und ungerechte Kriege gibt. Der Gedanke an einen guten Krieg wirkt
eigentlich befremdlich, oder? Ich habe jetzt schon viele Folgen gemacht, in
denen ich euch erkläre, dass man keinem Menschen schaden darf. Sei es Platon,
der sagt, dass ein gerechter Mensch das nie tut. Sei es Kant, der meint, man
dürfte keinen Menschen als Mittel zum eigenen Zweck benutzen. Oder selbst im
Utilitarismus, wo es um maximales Glück geht. Wie kann so etwas Schlimmes wie
ein Krieg gut sein? Aber dann muss man auch die andere Seite sehen. Wenn man
sich gegen eine andere Macht verteidigt, kann das doch nicht ungerecht sein! Es
muss also wohl eine Unterscheidung geben. Und es ist eigentlich schade, nicht
wahr? Dass man nicht sagen kann, dass alle Kriege schlecht sind, weil es sie
manchmal braucht. Dass wir in einer Welt leben, in der man manchmal
gezwungen ist, zu kämpfen. Nun, schauen wir uns einmal an, wann man das darf
und wann nicht.
Annäherung
Also, wie nähert man sich
einem Thema wie dem Krieg an? Wie ich schon gesagt habe, ist die populäre
Meinung ganz klar gegen Kriege. Und zwar alle. Wie könnte sie es auch nicht
sein? Das 20. Jahrhundert hat viel gesehen. Deswegen sagt man, Kriege wären
ungerecht. Man sollte ihnen immer aus dem Weg gehen und lieber verhandeln. Es
sei denn, man wird von einer fremden Macht angegriffen. Das scheint eine
Ausnahme zu sein, denn natürlich soll man sich verteidigen dürfen. Es ist im
Grunde wie bei kleinerer Gewalt: Natürlich ist Mord ein Verbrechen, und
Totschlag auch. Aber wenn man jemanden umbringen muss, weil man sonst
selbst getötet wird, ist das Selbstverteidigung. Das ist etwas, was die Leute
instinktiv gerecht finden würden. Aber was, wenn man nicht droht, angegriffen
zu werden? Gibt es dann eine Rechtfertigung für einen Krieg? Wenn ein Staat
ungerecht ist, darf man ihn dann einfach stürzen? Gibt es da Abstufungen? Das
sind alles deutlich schwierigere Fälle. Ein Krieg ist nichts, was man
leichtfertig beginnen sollte. Doch so weit sind das nur die Ziele eines
Krieges. Heiligt der Zweck immer die Mittel? Was ist mit dem, was innerhalb
eines Krieges passiert? Was die Menschen auf dem Schlachtfeld tun? Es ist der
ewige Streit zwischen dem Konsequentialismus und der Deontologie: Zählt das
Ergebnis einer Tat, oder die Tat selbst? Auch für die Kämpfe selbst scheint es nämlich
Regeln und Konventionen zu geben, wie das Verbannen bestimmter Waffen. Man will
Waffen aus dem Weg schaffen, die Menschen qualvoll und hinterhältig töten. Es
gibt schnelle kurze Mittel, um das zu tun. Und um ehrlich zu sein, sind die
schlimm genug. Aber machen diese Regeln den Unterschied? Es ist doch immernoch
eine Tötung von unzähligen Menschen! Ist das wirklich zu rechtfertigen?
Rechtfertigung des Krieges durch sein Ziel
Nun, schauen wir einmal,
was die Philosophen dieser Folge dazu zu sagen haben. Ich möchte mit einem
anfangen, den ich sehr oft zitiere: Mit Platon! Und zwar seinem Werk „Der
Staat“. Ja ich weiß, und wenn irgendjemand Lust hat, kann er oder sie gern
zählen, wie oft ich daraus zitiere. Das Gute an diesem Werk ist einfach, dass
es viele Themen umfasst: Die Gerechtigkeit, die Staatsform, Kriege, und auch
andere Dinge. Und es ist ein guter Indikator für die Stimmung und das Wissen
aus der Antike. Quasi ein repräsentatives Werk für diese Zeit. Also, was sagt
Platon zum Krieg? Tatsächlich hat der Philosoph eine recht nüchterne Antwort:
Er hat eigentlich nichts dagegen, wenn die Motivation stimmt. Platon zeichnet
in seinem Werk das Bild eines utopischen Staates. Wenn ihr mehr dazu wissen
wollt, hört gern meine Folge „Was ist die richtige Regierungsform?“ Aber
zusammengefasst soll es ein Staat der Tugend sein. Alle Erzählungen vom Bösen,
alles über das moralisch Falsche wird draußen gehalten. Zumindest weg von der
regierenden Klasse, den Wächtern. Diese werden streng moralisch und physisch
trainiert. Der Staat soll dann glücklich sein, da er eine fähige Regierung hat,
die dafür sorgt, dass ihn nichts korrumpiert. Deshalb lebt man auch in
Enthaltsamkeit: Nichts, was nicht unbedingt gebraucht wird, wird hereingelassen.
Und Platon sagt, dass Kriege hier notwendig sein können. Vielleicht muss sich
sein Staat vergrößern, weil die Einwohnerzahlen zu schnell steigen, oder er
braucht Ressourcen. Solange er dabei seine Regierungsform erhält, soll er
erobern können, was er will. Denn andere Staaten wären sowieso anders und
würden dessen Form nicht teilen. Also wären es ungerechte Staaten, und damit
wäre es gerecht, Kriege gegen sie zu führen. Wie dieser Krieg geführt
wird, ist Platon aber mehr oder weniger egal. Das Einzige, was es nicht geben
darf, sind Bürgerkriege. Ein Bürgerkrieg in seinem Staat wäre nach Platon ein
ungerechter Krieg. Denn er zerstört den inneren Frieden, und droht, diese
mühsam erarbeitete Staatsform zu sprengen. Jedoch gesteht sich der Philosoph
ein, dass Kriege nicht komplett gerecht sein können. So sagt er, der Gerechte
wäre eher nützlich in Friedenszeiten, im Krieg aber hinderlich. Denn er soll ja
niemandem schaden! Doch für Platon ist Krieg einfach notwendig, wenn er dem
eigenen gerechten Staat hilft.
Eine sehr nüchterne Sicht
darauf, oder? Wahrscheinlich müssen wir das Platon etwas nachsehen, denn damals
in der Antike waren Kriege nichts Ungewöhnliches. Vor allem zu dieser Zeit war
der Krieg mit Sparta gerade ums Eck, und man hat sich an so etwas gewöhnt. Jedoch
kann das nicht die einzige Antwort sein. Man kann einen Krieg nicht einfach so
rechtfertigen, dass der eigene Staat gut und gerecht ist, und die anderen
nicht. Außerdem kann man viel Kritik gegen Platons Utopie hervorbringen. Auch
das habe ich schon in meiner Folge über die richtige Regierungsform gemacht. Und
selbst wenn man den Angriff so rechtfertigen könnte, spielt es eine erhebliche
Rolle, wie der Krieg gekämpft wird. Es macht einen Unterschied, ob die Soldaten
die Stadt stürmen, die Verteidigung ausschalten und die Regierung übernehmen.
Oder ob sie alles niederbrennen, Frauen und Kinder ermorden und Reichtümer
stehlen. Wir brauchen eine erweiterte Perspektive.
Das unmoralische Wesen des Krieges
Die liefert uns der preußische Militärhistoriker und -ethiker Carl von Clausewitz. In seinem Werk „vom Kriege“ nimmt er eine radikal andere Perspektive als Platon ein. Er sagt nämlich, dass alle Kriege grausam sind, egal mit welchem Motiv sie geführt werden. Oder besser: Das Motiv ist immer gleich. Ein Krieg ist eine erweiterte Form des Zweikampfes. Es gibt zwei Seiten, und eine versucht, die andere durch physische Gewalt dem eigenen Willen zu unterwerfen. Und das ist das einzige Ziel, weshalb ein Krieg geführt wird: Man will die andere Seite zwingen, der eigenen Denkweise zu folgen. Deshalb kann man nicht wirklich sagen, es gäbe einen Unterschied zwischen den Kriegen. Clausewitz macht kein moralisches Urteil. Aber nach dieser Logik können nur entweder alle Kriege gerecht oder ungerecht sein. Oder auch amoralisch, also weder noch. Nach seiner Beschreibung könnte man Kriege aber definitiv als schlecht bezeichnen. Denn wenn diese Unterwerfung die einzige Motivation des Krieges ist, gibt es keine Beschränkung der Mittel. Alles, was einen möglichst schnell dahinbringt, wäre legitim. Woher käme auch die Motivation, sich an Regeln zu halten? In Kriegen, sagt von Clausewitz, wird man immer in eine Spirale der Gewalt hineingezogen. Diese Spirale besteht aus drei Wechselwirkungen, an denen sich die Seiten hochschaukeln. Die Erste ist schon gleich zu Beginn da: Der Aggressor bietet üblicherweise seine ganze Kraft auf, um den Gegner zu besiegen. Niemand will einen langen Krieg, oder viele Soldaten verlieren. Doch dadurch muss auch dieser alles, was verfügbar ist, mobilisieren, um den Angriff zurückzuschlagen. Und es schaukelt sich hoch: Wenn der Angriff stagniert, werden noch mehr Mittel aufgewendet, um die Verteidigung zu brechen. Und diese wird noch stärker aufrüsten, um durchzuhalten. Und diese Wirkung geht weiter, bis eine Seite geschlagen und wehrlos gemacht worden ist. Doch leider hört es hier nicht auf, sondern die zweite Wechselwirkung setzt ein: Die besiegte Seite muss komplett wehrlos gemacht und vernichtet werden, weil sie sich ja sonst rächt. Je mehr man bei seinem Abzug dalässt, desto eher riskiert man, dass die Gegenseite zurückschlägt. Ein bisschen wie bei der Vernichtung Karthagos durch die Römer. Damals wurde sogar Salz auf den Boden gestreut, damit nichts mehr wächst. Doch das ist nur eine Seite der Wechselwirkung. Auf der besiegten Seite wird man mit jeder Unterdrückung entschlossener, sich wieder die Freiheit zu erkämpfen. Und das führt uns zur dritten Wechselwirkung: Je grausamer man kämpft, desto erbitterter ist der Widerstand. Und das ist die einzige Regel des Krieges: Den Gegner unter allen Mitteln zu unterwerfen und in diesem Stadium zu halten. Allein der Begriff des Krieges beinhaltet schon eine Eskalation der Gewalt bis ins Extrem. Ein ontologisches Argument, wenn ich diesen Fachbegriff kurz einwerfen darf. Also Ontologie ist die Lehre des Seins und es geht um das Wesen des Krieges. Wie auch immer. Aber genau dieses Wesen verhindert eben irgendwelche Regeln. Sie ergeben einfach keinen Sinn in diesem Kontext.
Ein geregelter Krieg
Unter gewissen
Bedingungen, so sagt Carl von Clausewitz, wäre ein geregelter Krieg aber
möglich. Zunächst müsste er von allen politischen Interessen und Konsequenzen komplett
isoliert sein. Das führt ja gerade dazu, dass so erbittert gekämpft wird. Das
Problem entsteht immer, wenn beide Parteien etwas wollen, das nur einer gehört
und es scheinbar nicht beide haben können. Außerdem müsste es eine festgelegte
Zeit geben, zu der der Krieg beginnt und endet. Beide Punkte müssten auch
plötzlich sein. Was den Krieg meistens so grausam macht ist, wie lange er
dauert, wie viel sich währenddessen immer wieder ändert, und wie viel Aufrüstung
davor passiert. Und schließlich müsste das Ergebnis endgültig und dürfte nicht
veränderbar sein. Das ist ansonsten auch ein Problem: Ein Staat mag
niedriggehalten werden, nachdem er besiegt wurde. Aber er kann sich jederzeit
rächen. Es müssten also alle drei Wechselwirkungen aufgehoben werden: Die
Wechselwirkung zwischen Angriff und Verteidigung, die zwischen dem Sieger und
Besiegten, und die zwischen dem Grausamen und Erbitterten. Was von Clausewitz
hier aber beschreibt, ist quasi ein Spiel. Ein kleines Beispiel von mir selbst
zur Veranschaulichung: Stellt euch ein Fußballspiel vor. Im Idealfall ist
dieses von allem isoliert, oder? Es geht nicht um politische Interessen und es
geht nicht darum, Geld zu verdienen. Nein, es geht nur um das Spiel selbst. Und
ja ich weiß schon, bei zum Beispiel der Bundesliga kann man das nicht so
einfach sagen. Aber ich sagte ja, im Idealfall. Ein Fußballspiel hat auf jeden
Fall auch eine festgelegte Zeit, zu der es beginnt und endet. Normalerweise
dauert ein Spiel 90 Minuten, mit Verlängerung 120 und mit Elfmeterschießen noch
länger. Aber dann ist Schluss. Das Ergebnis, das bis dahin erzielt wurde, steht,
und man kann nichts dagegen machen. Klar, die Mannschaft kann irgendwann noch
einmal antreten, aber das ist dann ein neues Spiel. Und klar befolgt man hier
die Regeln, oder? Es ergibt Sinn, nach ihnen zu spielen. Stellt euch vor, eine
Mannschaft dringt mit Waffengewalt in das Stadium ein, erobert den Ball und
schießt damit dann ungehindert immer wieder aufs Tor. Hat man dann gewonnen?
Nein. Denn so gewinnt man kein Spiel. Das Spiel ist nur mit den Regeln
gewinnbar. Aber stellt euch jetzt vor, bei einem Länderspiel würden die Sieger
von den Verlierern mehrere Millionen in die Staatskasse bekommen. Oder besser,
sagen wir Milliarden. Je nach Währung. Und dann stellt euch vor, es wäre gar
nicht festgelegt, wann das Spiel beginnt oder wann es aufhört. Man müsste nur
mehr Tore erzielen als der Gegner. Und dann hört es nie auf: Der Gegner kann zu
jeder Zeit losbrechen und mehr Tore schießen. Und dann in diesem
Vergeltungsschlag das Geld zurückzugewinnen. Wären hier Regeln hinderlich oder
nützlich? Sie wären hinderlich, denn das Spiel ist keines mehr, sondern ein
Krieg. Es steht etwas auf dem Spiel, das Geld. Und ein Krieg ist nicht wie ein
Spiel nur mit den Regeln gewinnbar. Normalerweise sogar eher ohne. Denn Krieg
ist natürlich nie isoliert. Die politischen Interessen und Kalkulation für
Ressourcen sind normalerweise der einzige Grund, dass er ausbricht. Auch
beginnen Kriege nicht auf einen Schlag mit Anpfiff, sondern erstrecken sich
über eine lange Zeit. Lange vor der Kriegserklärung, wenn es eine solche gibt,
wird kalkuliert. Es wird aufgerüstet, provoziert. Und wenn es dann losgeht,
gibt es ständig Änderungen an den tatsächlichen Zielen, Taktiken und Waffen.
Und so ein Krieg hört auch teilweise jahrelang nicht auf! Selbst wenn dann eine
Seite geschlagen wurde, muss sie ja auch wehrlos gehalten werden. Man könnte
also fast sagen: Ein Krieg hat kein Ende. Nur einen Anfang: Und dieser
ist bei der Person, die entscheidet, einen beginnen zu wollen. Ganz egal, wann
dann tatsächlich gekämpft wird. Und diese Person ist für die ewige Spirale der
Gewalt verantwortlich, die danach kommt. Clausewitz würde wahrscheinlich sagen,
dass, wenn man eine Person moralisch belangen könnte, es genau diese
wäre.
Was sagt uns Carl von
Clausewitz also? Im Unterschied zu Platon beharrt er darauf, dass die
Motivation, einen Krieg zu führen, keine Rolle spielt. Weder für die Moralität
noch das Wesen des Krieges. Krieg ist Krieg. Ein Zweikampf zwischen zwei
Nationen, und beide wollen sich gegenseitig dem jeweiligen Willen unterwerfen.
Wer sind wir schon, einen Willen gut und einen schlecht zu nennen, wenn er mit
solchen Mitteln erkämpft werden soll? Denn von Clausewitz glaubt nicht, dass
der Krieg Limitierungen kennt. Sein ganzes Wesen spricht dagegen: Die einzige
Motivation ist der Sieg, sonst nichts. Also ergibt es keinen Sinn,
irgendwelchen Regeln zu folgen. Vielleicht noch zur Verdeutlichung: Bei anderen
Gewalten gibt es einen guten Grund, sie zu limitieren. Ein Elternteil wird ein
Kind anschreien, wenn es etwas falsch gemacht hat, aber nicht umbringen. Man
will ja, dass es daraus lernt. Aus demselben Grund werden oft Verbrecher
eingesperrt oder anders bestraft, aber nicht hingerichtet. Aber im Krieg gibt
es diesen Nutzen nicht. Also wozu Regeln aufstellen? Die beiden Seiten steigern
sich so sehr in die Spirale der Gewalt hinein, dass man irgendwann nicht mehr
herauskommt. Lange nach dem Sieg über eine Seite muss man diese noch
kleinhalten, damit nicht wieder eine Schlacht ausbricht. Ein geregelter Krieg
wäre nämlich nur möglich, wann man ihm diese Motivation nimmt, das Zeitfenster
einschränkt und ihn dann auch für beendet erklärt. Aber so funktionieren Spiele,
keine Kriege. Der eigentliche Krieg ist grausam und endlos. Und von daher ist
es unverantwortlich, diese Spirale der Gewalt loszutreten, egal wieso.
Gerechte und ungerechte Kriege
Das ging sehr in die andere Richtung, nicht wahr? Aber natürlich kann man die Motivation bei Kriegen auch nicht komplett vergessen. Auch ist nicht jeder Krieg dazu verdammt, ewig weiterzugehen. Das findet auch der US-amerikanische Philosoph Michael Walzer. Er sagt, dass man Kriege, so schlimm sie sind, immer zweifach beurteilen muss: auf ihr Motiv und ihr Mittel hin. Und deshalb muss es möglich sein, ungerecht von gerecht gekämpften Kriegen unterscheiden zu können, wie auch ungerechte von gerechten Motiven. Das Dilemma beginnt natürlich dann, wenn sich gerechtes Motiv mit ungerechtem Kampf mischt und umgekehrt. Doch vielleicht klären wir zunächst die Begrifflichkeiten. Walzers Kritik richtet sich hier direkt an Carl von Clausewitz. Zwar beinhaltet Krieg tatsächlich sehr viel Gewalt, und die Wechselwirkungen reißen einen immer mit. Aber wir sind noch immer Menschen, keine Maschinen. Man hat immer die Wahl, einen Gegner zu verschonen, gewisse Mittel abzulehnen, und nicht auf jede Provokation einzusteigen. Es gibt keinen absolut geführten Krieg, weil es kein absolut Böses gibt. Selbst in einer Extremsituation wie einer Schlacht kann sich das Menschliche noch zeigen. Man darf den Krieg nämlich nicht einfach von seinem Kontext lösen. Man schaut sich ja auch bei anderen Gewalten den Zweck an. Bei staatlicher zum Beispiel. Klar kann man darüber streiten, ob die Polizei manchmal zu hart durchgreift. Aber ihr Handeln wird nicht nur einfach nach der Gewalt bewertet, sondern auch nach dem Zweck. Und je nach Zweck passen wir an, welche Mittel man verwenden darf. So haben wir Worte wie „Mahnung“, „Bestrafung“, und eben „Krieg“. Eine Mahnung beinhaltet keine Waffengewalt, sonst ist sie deutlich mehr als das. Ein Krieg dagegen wird üblicherweise so ausgetragen. Und auch dieser kann zu gewaltsam sein. Dafür haben wir Worte wie „Massaker“. Es gibt also ganz klar Regeln für den Krieg. Und diese umfassen die Fragen: „Wer darf kämpfen?“, „Wann darf man kämpfen?“ und „Wie darf man kämpfen?“ Walzer meint, dass es Kriege gibt, die komplett geregelt sind und akzeptiert. Wie den Wahlkampf. Das klingt vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber lasst mich kurz erklären. Beim Wahlkampf gibt es auch gegenüberliegende Seiten, die sich gegenseitig besiegen wollen. Aber das ist kein Verbrechen. Und zwar nicht, weil kein Blut fließt: Sonst könnte man das Boxen noch als Argument bringen. Sondern weil es Regeln gibt, denen alle zugestimmt haben. Und diese Zustimmung braucht man auch beim Krieg.
Gerechte und ungerechte Mittel
Also, wer darf denn kämpfen? Wen darf die Regierung aufs Schlachtfeld schicken? Ganz klar nur die, die das auch tun wollen. Und das heißt nicht nur, keine Wehrpflicht zu haben. Der gesellschaftliche Zwang müsste auch weg. Denn wenn Leute nur kämpfen, damit sie nicht geächtet werden, sind sie auch nicht frei. Wichtig ist übrigens auch, dass sie jederzeit aufhören können. Beim Wahlkampf wird auch niemand gezwungen, bis zum Ende weiterzukämpfen. Und auch auf dem Schlachtfeld sollte man weglaufen oder sich ergeben dürfen. Denn es sind freie Menschen. Wenn sie nur weiterkämpfen, damit sie zuhause nicht geächtet oder belangt werden, haben wir wieder dasselbe Dilemma. Natürlich ist das bei Kriegen oft leider nicht so. Menschen werden aus den verschiedensten Gründen eingezogen. Und selbst wenn das immer weniger zur Pflicht geworden ist, ist Desertation noch immer eine Straftat in vielen Armeen. Gut, aber wer kämpfen darf, ist jetzt sicher deutlich geworden: Nur diejenigen, die das zu jedem Zeitpunkt wollen und den Regeln zustimmen. Aber die Frage, wer kämpfen darf, erstreckt sich auch auf die andere Seite. Wen darf man bekämpfen? Wer nimmt am Krieg teil? Es gibt nämlich eine große Gruppe an Menschen, die von Soldaten nicht angegriffen werden darf: Zivilisten. Menschen, die nicht selbst kämpfen. Denn diese hatten potentiell auch die Wahl, in den Krieg zu ziehen oder nicht. Und haben sich dagegen entschieden. Nun wäre es wieder eine unnötige Wegnahme ihrer Freiheit, sie dazu zu zwingen. Es darf also niemand bekämpft werden, der oder die nicht selbst kämpft. Und das sind nach Walzer in der Geschichte am häufigsten Mütter, Kinder, Alte und Priester gewesen. Inzwischen natürlich alle möglichen Leute, weil es in vielen Ländern keine Wehrpflicht mehr gibt. Diese Regelung, dass man nicht Menschen bekämpfen darf, die selbst nicht kämpfen, hängt auch mit der zweiten Frage zusammen: „Wann darf man kämpfen?“ Denn Soldaten, die aufgegeben haben, haben entschieden, nicht mehr zu kämpfen. Und das ist auch ihr gutes Recht: Wie schon ausgeführt, sollten sie immer weglaufen dürfen. Natürlich darf man sie als Gegenseite dann auch gefangen nehmen. Aber auch dann: Es sind Kriegsgefangene, die nicht mehr kämpfen können. Es wäre daher unmoralisch, sie zu töten oder sonst noch weiter anzugreifen. Wozu auch? Also, wann darf man kämpfen? Nur dann, wenn sich die Gegenseite entschieden hat, es auch zu tun. So, und damit kommen wir zur dritten Frage: „Wie darf man kämpfen?“ Und das bezieht sich vor allem auf Waffen wie Giftgas oder die Atombombe. Denn sie haben auch das Potential, Zivilisten zu treffen, und brechen damit die vorherige Regel. Auch rufen sie sinnloses Leid hervor. Es ist schlimm genug, Soldaten töten zu müssen, doch das ist eben eine erlaubte Tat im Krieg. Aber sie auch noch qualvoll ersticken zu lassen, ist unnötig. Auch Taktiken wie die vorgetäuschte Aufgabe nennt Walzer. Wie darf man also kämpfen? So, dass nur die Gruppe betroffen ist, die einen auch angreift, und kein unnötiges Leid hervorgerufen wird. Was ist also nach Walzer ein gerecht gekämpfter Krieg? Einer, in dem alle freiwillig in die Schlacht ziehen, jederzeit ihre Meinung ändern dürfen, nur andere Kämpfende angreifen, und zwar nur so lange, wie sie das auch sind, und auch nur mit Waffen, die auf diese allein gerichtet sind, und sie nicht unnötig leiden lassen. Walzer sagt im Gegensatz zu Clausewitz, dass es jede einzelne Person auf dem Schlachtfeld selbst in der Hand hat, diese Regeln nicht zu brechen. Zumindest, wenn sie schon einmal da ist.
Gerechte und ungerechte Motive
Jedoch ist das nicht der
einzige Maßstab, an dem man Kriege bewerten kann. So sehr der oder die Einzelne
auf dem Schlachtfeld eine freie Wahl hat. Kriege werden noch immer von Staaten
geführt. Und ohne Motiv passiert da erstmal nichts. Was ist also ein gerechter
und was ein ungerechter Grund, einen Krieg zu führen? Das Problem mit der
Freiheit der Soldaten, zu kämpfen ist, dass sie nicht nur von einer
Partei abhängt. Wenn ein anderer Staat in ein Land einfällt, müssen die
Leute dort sich verteidigen. Egal, ob sie dazu gezwungen werden oder nicht: Sie
sind durch den Gegner gezwungen zu kämpfen. Oder eben ihre Freiheit aufzugeben.
Und das macht diesen Gegner ungerecht. Eine solche Invasion in ein anderes Land
nennt Walzer Aggression. Und das ist auch das einzige Verbrechen, das ein Staat
gegenüber einem anderen begehen kann. Anzugreifen, und die Bevölkerung dazu zu
zwingen, zu kämpfen oder die Freiheit komplett zu verlieren. Außerdem zerstört
man den Frieden in diesem Land. Und zwar nicht nur den Zustand, keinen Krieg zu
führen, sondern ein sorgfältig aufgebautes politisches System. Versteht ihr? Da
steckt Arbeit dahinter! Stellt euch nur vor, wie lange wir in Deutschland
gebraucht haben, um uns erst von der Monarchie und dann dem Rückfall in die
Diktatur zu verabschieden! Und diese Demokratie, die wir haben, ist zumindest
für ganz Deutschland noch gar nicht so alt! Und dann kommt jemand und
wirft alles über den Haufen! Das, und genau das, ist Ungerechtigkeit. Und dabei
ist es egal, ob sich die Bevölkerung wehrt. Es gab auch schon Annexionen, die
ohne Blutvergießen abgelaufen sind. Aber das macht sie nicht gerecht! Oder
gewollt! Es ist Diebstahl, ganz einfach. Ein Krieg, der zur eigenen
Bereicherung geführt wird. Man raubt Ressourcen, persönlichen Besitz auf dem
Land und die Freiheit der Menschen. Eine Aggression ist also ein Beispiel für
einen Krieg, der aus einem ungerechten Motiv geführt wird. Und natürlich ist
dann das Gegenteil gerecht. Klar darf man sich gegen einen Angriffskrieg
verteidigen, muss man ja! Das ist genau das, was man Clausewitz vorwerfen kann:
Es sind nicht immer beide Seiten des Krieges gleich. Walzer geht auch weiter
und sagt, dass man sogar präventiv angreifen darf, um einen solchen Schlag zu
verhindern. Natürlich nur, wenn alles probiert wurde und man sich sicher ist.
Zum Beispiel, wenn Verhandlungen keine Ergebnisse zeigen, Teile des Landes
schon erobert wurden, oder Soldaten an der Grenze stehen. Es ist also eine
schwierige Abwägung, in die viele Faktoren hereinspielen. Aber man muss nicht
warten, bis ein deutlicher Aggressor auch tatsächlich angreift, um einen
gerechten Krieg zu führen.
Es scheint also so zu sein,
dass es nur gerecht ist, sich gegen einen Aggressor zu verteidigen. Sei es
präventiv oder zum Zeitpunkt des Angriffs. Heißt das aber, dass man sonst nie
einen Krieg beginnen darf? Das wäre dann ja doch wieder sehr nah an Clausewitz.
Auch er sagt, dass man die Spirale der Gewalt nicht beginnen darf. Nun,
durch Prävention würde man das als Verteidiger zwar tun, aber auch da lässt
sich sagen, dass der Aggressor mit Provokationen und Aufrüstungen angefangen
hat. Doch hier entfernt sich Walzer wieder etwas von dem Militärhistoriker.
Denn er sagt, dass es durchaus gerecht sein kann, eine Invasion auf ein Land zu
starten. Und zwar ohne, dass es vorgehabt hätte, einen anzugreifen. Vielleicht
rufe ich euch noch einmal ins Gedächtnis, wieso das eigentlich moralisch falsch
wäre: Man würde in ein friedliches, funktionierendes politisches System
eindringen und alles zerstören. Die Menschen wären gezwungen, gegen ihren
Willen zu kämpfen oder ihre Freiheit aufzugeben. Doch was ist, wenn beides
nicht gegeben wäre? Wenn es weder Frieden noch ein politisches System noch
Freiheit gibt? Denken wir an Länder, die vom Bürgerkrieg gespalten sind. Die
Menschen dort haben ohnehin keine Wahl als zu kämpfen, weil sie zwischen den
Fronten stehen. Und es hat sich eben bisher kein politisches System durchsetzen
können. Und hier sind zwei Interventionen erlaubt: Entweder eine, um eine
Partei des Krieges zu unterstützen, oder um eine gegnerische Intervention zu
kontern und das Kräfteverhältnis wieder auszugleichen. Nehmen wir an, wir haben
ein vom Bürgerkrieg zerrüttetes Land. Und es gibt eine große Gruppe, die
vielleicht wieder eine Ordnung herstellen könnte, die aber von vielen kleinen
Splittergruppen daran gehindert wird. Und dann wird eine von den
Splittergruppen vielleicht noch von einem anderen Staat unterstützt. Dann ist
eine Intervention erlaubt, um dieser Gruppe zu helfen. Also, das geht auch ohne
eine Intervention zu kontern. Aber wohlgemerkt, es handelt sich hier um keine
Aggression. Man fällt nicht in das Land ein, um sich selbst daran zu
bereichern. Auch wenn man sicher seinen Nutzen dabei haben wird, geht es darum,
wieder ein politisches System zu etablieren. Und dann führt der Krieg dazu,
dass den Menschen Friede und Freiheit gegeben und nicht genommen wird.
Natürlich kann man das aber nicht einfach so nach eigener Einschätzung machen.
Lange Beratungen sind dafür nötig. Zum Beispiel wäre es nicht mehr gut,
einzugreifen, wenn man dadurch einen internationalen Krieg riskiert. Oder schauen
wir uns das Land im Bürgerkrieg selbst an: Kann die Gruppe, die man
unterstützen will, auch tatsächlich gewinnen? Und bekommt sie es hin, eine
politische Ordnung zu etablieren und durchzusetzen? Und selbst wenn das stimmen
mag, befindet sich das Land überhaupt im Bürgerkrieg? Denn große Unruhen im
Volk und Ausschreitungen sowie Straßenkämpfe sind zwar schlimm, aber noch nicht
gleich ein Krieg. Und man darf nicht den Fehler machen, eine Terrororganisation
gegen einen legitimen Staat zu unterstützen. Das wäre dann nämlich wieder ein
ungerechtes Motiv. Das Ziel muss sein, eine politische Ordnung und Frieden zu
etablieren, und zwar so schnell wie möglich. Die Details muss das Volk dann
hinbekommen. Doch es gibt noch einen Fall, in dem man selbst ein Land im Frieden
angreifen darf. Sogar eines, das ein funktionierendes System etabliert hat. Die
Frage ist nämlich, was das für ein System ist. Denn wenn darin
Menschenrechtsverletzungen geschehen, hat es keinen Wert. Nehmen wir zum
Beispiel Massaker an bestimmten Bevölkerungsgruppen. Hier kann man wieder
sagen, dass die Intervention gar nichts kaputtmachen würde. Die Menschen dort
leben ohnehin nicht im Frieden, denn sie werden vom eigenen Staat terrorisiert.
Damit sind sie logischerweise auch nicht frei. Es gibt ein funktionierendes
politisches System, aber es ist ein menschenverachtendes. Darum ist es also
nicht schade. Das Einzige, das man durch eine Intervention kaputtmachen würde,
wären die Träume einer einzigen Person, und zwar der an der Spitze. Ich denke,
das kann man verkraften. Dann ist es also auch legitim, zu intervenieren, und
das aktuelle System durch ein neues zu ersetzen. Doch auch hier kann man nicht
einfach angreifen, sondern muss genau überlegen: Ist es denn wirklich ein
Verbrecherstaat, oder sagen nur wir das? Es gibt Dinge, die andere
Länder tun, die gegen unsere Kultur gehen und wir befremdlich finden. Doch das
kann nicht Grund für eine Intervention sein. Unsere Landesgesetze sind letzten
Endes subjektiv, nicht universell. Und wir sollten uns auch immer vorhalten:
Nicht jeder Staat strebt nach Demokratie. Sollte er natürlich, wie ich finde.
Aber wenn das andere System funktioniert und die Menschrechte nicht verletzt,
ist es nicht unsere Aufgabe, es zu stürzen. Doch genau für diese Überlegung
haben wir auch die Menschenrechte. Ein Maßstab für das, was überall auf der
Welt eingehalten werden sollte.
Also, was lernen wir von
Michael Walzer? Es ist weder so simpel, dass das Ziel eines Krieges alle Mittel
heiligt, noch dass diese Mittel über jeder Motivation stehen. Nein, bei jedem
Krieg muss beides sorgfältig abgewogen werden. Es ist möglich, gerecht in einem
ungerechten Krieg zu kämpfen und ungerecht in einem gerechten. Und es hat jeder
Soldat und jede Soldatin die Macht, nicht die Regeln zu brechen. Dazu
gehört, keine Zivilisten anzugreifen, denn sie haben nicht zugestimmt,
mitzukämpfen. Soldaten, die aufgeben, soll man auch in Ruhe lassen, denn sie
haben sich entschieden, nicht mehr zu kämpfen. Und nur auf die, die kämpfen, sollen
Waffen ausgerichtet werden. Deshalb darf man keine benutzen, die einen weiteren
Radius haben oder unnötiges Leid verursachen. Aber das ist auch schon alles,
was man als Einzelperson auf dem Schlachtfeld tun kann. Letzten Endes zieht der
Staat die Zügel und hat den größten Einfluss auf den gerechten Krieg. Er darf
keine Menschen dazu zwingen zu kämpfen, selbst nicht, wenn sie schon auf dem
Schlachtfeld sind. Und wenn das alles stimmt, wird der Krieg gerecht gekämpft.
Doch leider läuft es normalerweise nicht so. Wenn ein feindlicher Staat
angreift, müssen die Menschen sich verteidigen. Hier kommt der Zwang
nicht vom eigenen, sondern dem feindlichen Staat. Und das ist auch
ungerecht. Ein Angriffskrieg ist ein ungerechter Krieg, weil man in ein anderes
Land einfällt, und Territorium, Ressourcen und Besitz klaut, der einem nicht
gehört. Dabei zerstört man den mühsam erarbeiteten Frieden und das politische
System. Auf der anderen Seite ist es dann natürlich gerecht, sich zu
verteidigen. Sowohl als auch ein präventiver Angriff, wenn er nötig ist. Doch
auch ein Angriff ohne Provokation kann gerecht sein: Wenn es darum geht, einem
anderen Land zu helfen, überhaupt erst ein System zu etablieren. Das ist beim
Bürgerkrieg oft so. Da unterstützt man dann üblicherweise die stärkste Gruppe,
um die Kämpfe möglichst schnell zu beenden. Und in einen Staat, der
Menschenrechtsverletzungen am eigenen Volk begeht, darf man auch intervenieren.
Es ist hier gerecht, das System zu zerstören und zu ersetzen. Diese Beispiele
haben gemeinsam, dass man all das nicht macht, was einen Krieg ungerecht macht.
Man zerstört keinen Frieden in dem Land, weil es keinen gibt. Man nimmt den
Menschen keine Freiheit, weil sie keine haben. Und man zerstört kein legitimes
politisches System, weil es das entweder nicht ist, oder es keines gibt.
Außerdem geschieht keine dieser Interventionen primär aus eigenem Nutzen,
sondern dem des Landes, in das man interveniert. Was ist also ein
gerechter Krieg? Einer, in dem die Armee komplett frei ist, ob sie kämpfen und
wann sie aufhören will. In dem niemand angegriffen wird, der nicht kämpft. In
dem keiner mehr leiden muss als es nötig ist. Und der dazu dient,
entweder das eigene politische legitime System und den Frieden zu verteidigen
oder ihn bei anderen Ländern zu etablieren.
Konklusion
Gut, kommen wir zu einer
Konklusion. Es scheint wohl so zu sein, dass die beiden ersten Philosophen den
Krieg zu eindimensional gesehen haben. Platon hat recht, dass die Motivation
hinter dem Krieg eine große Rolle spielt. Aber er vergisst dabei komplett den
Kampf selbst. Außerdem ist seine Idee einer Motivation für den Krieg
fragwürdig, und sein Staat nicht universell gut. Clausewitz auf der anderen
Seite erkennt, dass ein Krieg vor allem aus dem Kampf selbst besteht.
Aber er verliert sich so sehr darin, dass er ganz vergisst, gute von schlechten
Zielen zu unterscheiden. Und Michael Walzer schafft schließlich die Brücke,
indem er sagt, dass beides wichtig ist. Ein gerechter Krieg muss ein gerechtes
Ziel und gerechte Mittel haben. Wenn eins davon fehlt, ist er nicht gut. Ein
ungerechter Krieg ist dabei zügellos, grausam, aggressiv, unfrei und aus
selbstsüchtigen Motiven. Und ein gerechter Krieg spielt nach den Regeln, ist
frei, defensiv, und im Sinne der Menschenrechte.
So, und das war meine
Folge über den Krieg! Lasst mich gern wissen, was ihr von ihr gehalten habt.
Wie gesagt, ist es ja ein sehr aktuelles Thema. Doch gerade deshalb fand ich
die Recherche dazu so erleuchtend. Letzten Endes bleibt Krieg wohl immer ein
schwieriges Thema mit der Moralität. Alle Moralphilosophen sind sich
wahrscheinlich einig, dass man eigentlich niemanden töten sollte. Und es wäre
schön, wenn das auf der Welt auch durchsetzbar wäre. Aber wir sind ja auch noch
nicht so lange hier. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Gut, wie auch immer.
Lasst gern einen Kommentar da, was ihr denkt! Wenn ihr übrigens gerne die Blogbeiträge in Audioform hören, mich erreichen oder mir vielleicht sogar eine kleine Spende dalassen wollt, findet ihr alle Links dazu in meinem Linktree.
Ok, dann macht es gut,
einen schönen Tag noch!
Quellen
,,Der Staat" - Platon
,,Vom Kriege" - Carl von Clausewitz
,,Just and Unjust Wars" - Michael Walzer
Kommentare
Kommentar veröffentlichen