#25 Der Buddhismus: Fernöstliche Philosophie

Zusammenfassung

Wie genau sollten wir unsere begrenzte Zeit auf dieser Welt am besten nutzen? Lohnt es sich, irgendwelchen weltlichen Zielen hinterherzujagen? Denn am Ende ist es doch sowieso alles nichts, nicht wahr? Wir sterben, und alles um uns herum auch. Das, was wir so unbedingt haben wollen, verschwindet irgendwann einfach. Die ganze Mühe umsonst. Eine Mischung zwischen Philosophie und Religion aus dem fernen Osten schlägt daher einen anderen Weg vor: Der Buddhismus. Anstatt sich auf diese vergängliche Welt zu konzentrieren, sollte man sich lieber von ihr lösen. Denn sie bringt nur Leid mit sich. Entweder bekommen wir nicht, was wir wollen. Oder wir bekommen, was wir wollen und wollen es dann nicht mehr. Zu leben heißt in einem Kreislauf ohne Ende gefangen zu sein. Unsere ewige Gier zerfrisst uns und zwingt uns sogar nach dem Tod noch zurück auf die Erde für eine neue Runde. Das können wir doch nicht wollen! Aber was schlagen die Buddhisten genau als Alternative vor?                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Hallo zusammen und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von „Philosophie für zwischendurch“!


Einleitung

Heute habe ich mir etwas Besonderes überlegt. Wisst ihr, jetzt habe ich schon 24 Folgen produziert? Aber bei jedem Thema geht es entweder um etwas, was die alten Griechen herausgefunden haben, oder wofür man sie zitieren könnte. Mit wenigen Ausnahmen. Und das hat bei mir die Frage geweckt: Sind die Griechen eigentlich eine philosophische Basis für alles gewesen? Kaum vorstellbar, oder? Denn natürlich hatten sie auf die westliche Welt einen gewaltigen Einfluss: Fast jeder Philosoph und jede Philosophin danach greift irgendwie auf ihr Wissen zurück. Doch der westliche Teil der Welt ist nicht die gesamte Welt. Was ist mit der östlichen Welt? Ländern wie Japan, China, Indien, Korea und den arabischen Emiraten? Sind sie alle von den Griechen beeinflusst? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man im alten China Sokrates kannte. Vielleicht ist die westliche Philosophie also nicht so universell, wie sie sich oft gibt. Was ist denn dann aber die östliche Philosophie? Wie denkt man auf der anderen Seite der Welt? Um das herauszufinden, reicht es natürlich nicht aus, sich nur eine einzige philosophische Strömung herauszunehmen und zu untersuchen. Auch die heutigen westlichen Denker denken etwas anders als die Griechen. Doch es kann ein Anfang sein, fundamentale Unterschiede in der Art zu philosophieren zu erklären. Und damit möchte ich heute anfangen.
Deshalb geht es heute um den Buddhismus. Eine Religion und Philosophie, die den fernöstlichen Raum, also China, Indien, Korea und Japan so stark beeinflusst hat, wie sonst wohl keine andere. Was genau war die Philosophie des Buddhismus? Kann man ihn überhaupt als eine solche Bezeichnen oder ist er nur einfach eine Religion? Kann man diese beiden Dinge kombinieren? Das möchte ich heute etwas aufdröseln in meiner ersten, aber sicher nicht letzten Folge zu den Unterschieden zwischen westlicher und östlicher Philosophie.


Annäherung

Wie fangen wir also an, uns dem Buddhismus anzunähern? Zunächst muss man verstehen, dass zumindest für die Buddhisten selbst keine strenge Trennung zwischen Religion und Philosophie besteht. Für sie ist der Buddhismus die Philosophie. Aber natürlich ist das nicht die einzige Philosophie, die im fernen Osten existiert. Zwei andere berühmte Ausrichtungen sind der Konfuzianismus und der Daoismus. Nun, auf die auch noch einzugehen würde vielleicht den Rahmen dieser Folge sprengen. Doch der Buddhismus hat durch seine vielen Anhänger deutliche Spuren in der fernöstlichen Denkweise gelassen wie die antiken Griechen bei uns. Im Grunde kann man Buddha selbst quasi als den fernöstlichen Sokrates sehen. Auch er hat gesehen, dass das Leben ihm Größeres bot als alle anderen gesehen haben. Und nach dieser Erleuchtung haben beide viele Jahre gesucht. Sokrates durch Gespräche und Buddha durch Meditation. Und damit haben sie ihre Denkweisen sehr populär gemacht. Der philosophische Dialog ist im Westen extrem wichtig, wie die Meditation im Osten. Und doch sind beide Denker umstritten in der Frage, was sie tatsächlich gewusst und nicht gewusst haben. Denn sie haben nichts aufgeschrieben. Wir wissen alles nur durch spätere Schriften aus mündlichen Übertragungen dieser Zeit. Deshalb sind sowohl Sokrates als auch Buddha fast schon mythische Gestalten, die immer etwas geheimnisvoll erscheinen.


Der Fluch der Lüste

Gut, aber in dieser Folge geht es um Buddha, nicht um Sokrates. Deshalb möchte ich einmal etwas über ihn und seine Lehren erzählen. Der Philosoph Erich Frauwallner hat da ein Buch namens „Die Philosophie des Buddhismus“ geschrieben, welches diese sehr gut zusammenfasst. Buddha hat um das 5. Jahrhundert v. Chr. in Indien gelebt und sich tatsächlich nie als Philosoph bezeichnet. Und allein das ist schon interessant, oder? Obwohl der Buddhismus auch eine Philosophie sein soll, war deren Prophet kein Philosoph. Was Buddha aber war, war der Verkünder der Erlösungslehre, des Buddhismus eben. Im Grunde ist es dessen Hauptziel, dem Dasein zu entkommen. Die Buddhist:innen sagen, dass das Leben auf der Erde nur von Leid bestimmt ist, deshalb sollte man es zurücklassen und ihm entkommen. Buddha sagt nämlich, dass ein gutes Leben nämlich so oder so nicht funktioniert: Gibt man sich nur seinen Lüsten hin, endet man trotzdem im Leid. Wir sehen das immer wieder im übermäßigen Konsum von Alkohol, aber auch dem Essen und eigentlich allem, was Spaß macht. Aber wenn man diesen ganzen Lüsten komplett entsagt, hat man auch ein schlechtes Leben. Und ein Mittelweg ist zwar möglich, aber führt auch das Leid beider Wege mit sich, wenn auch vermindert. Und daraus schließt Buddha, dass man dem Leid im Dasein nicht aus dem Weg gehen kann.
Jetzt könnte man denken, Buddha würde für den Tod plädieren. Wie bei den meisten anderen Religionen könnte man annehmen, es würde einem Versprechen folgen, das Leben nach dem Tod wäre besser und vom Leid befreit. Aber nein, so einfach ist es hier nicht. Denn im Buddhismus glaubt man an die Wiedergeburt. Wenn wir unser Leben regulär gelebt haben, sterben wir und werden als ein anderes Wesen wiedergeboren. Und das ist ein Lebenskreislauf, der ewig weitergeht. Auf der Welt gibt es eine endliche Anzahl an Materie, die sich seit Anbeginn der Erde ständig wandelt und umformt. In diesem Kreislauf gibt es weder ein Ende noch einen Sinn. Man kann also schließen, dass Buddha will, dass man diesem Leben entkommt. Doch wie? Das ist der buddhistische Weg der Erlösung. Das Wichtigste dabei ist, dass man Selbstkontrolle übt. Man darf seinen Leidenschaften nicht die Kontrolle überlassen. Vielmehr muss man über ihnen stehen und sie immer mehr ausmerzen. Und auch sonst braucht man mehr Klarheit. Jeder Schritt von einem muss genau überlegt sein und einen genau begründeten Sinn haben. Man muss sich seiner Umwelt und der Wahrheit über den Kreislauf des Lebens komplett bewusst sein. Auch soll man sich von wilden, unreflektierten Gefühlen wie Hass, Erregung oder unbändiger Freude befreien. Dies sind alles Sachen, die automatisch mit der kompletten eigenen Rationalisierung kommen. Ich meine, denkt darüber nach. Wenn ihr komplett rational über eure Begierden steht und nichts tut, ohne dass es einen klar formulierten Sinn hat, gelingt euch das entweder nicht oder eure Leidenschaften verlieren an Feuer.
Gut, aber wie schafft man das? Buddha hat das zu seiner Zeit allein durch Meditation erreicht. Er hat sich allein in einen Wald gesetzt, nur das Nötigste gegessen und getrunken und sich nur auf sich selbst konzentriert. Man kann sich den erlösten Zustand der kompletten geistigen Klarheit wie den eines Zuschauers vorstellen. Man ist noch im Leben und sieht, was passiert, aber ohne Leidenschaften ist man von nichts bewegt und behält die innere Mitte. Man hat sich quasi bereits so weit wie möglich vom eigenen Dasein losgelöst und greift nach etwas Größerem. Es ist ein Irrglaube, dass man im Buddhismus sterben muss, um erlöst zu sein. Also, natürlich ist man erst dann komplett frei vom Dasein, das ist wahr. Wenn man keinen Körper mehr hat, wird man auch nicht mehr von Dingen wie Hunger geplagt. Doch auch schon zu Lebzeiten kann man erleuchtet sein, wie Buddha war. Muss man sogar. Denn erst wenn man diesen Zustand zu Lebzeiten erreicht, kann man nach dem Tod vermeiden, wiedergeboren zu werden. Darauf gehe ich gleich genauer ein.


Buddhas Philosophie

Aber wie steht Buddha eigentlich zur Philosophie? Der Buddhismus scheint ja tatsächlich Aspekte der Wissenschaft mit der Religiosität zu vereinen. Nun, Buddha selbst war tatsächlich nie ein Freund der Philosophie. Mehr noch, in seinen Augen war sie sogar ziemlich unproduktiv und gefährlich. Man versucht ja in dieser Religion konstant, dem eigenen Dasein zu entkommen. Und das entwertet alles, was in dessen Rahmen existiert. Vor allem Fragen darüber. Buddha sagt, dass man sich, je mehr man über diese Welt herausfinden will, desto weiter darin verstrickt und verfängt. Die Idee, dass es das eigene Ich ist, das Sachen herausfindet und sich weiterentwickelt, festigt sich. Und damit wird es immer schwieriger, sich davon zu lösen. Es gibt dabei durchaus Fragen über den Buddhismus, die man philosophisch angehen könnte: Zum Beispiel Fragen zum Ich. Wenn das aktuelle Dasein falsch ist, wie genau steht es im Verhältnis zum Sein, das man anstrebt? Wenn wir Materie sind, die überall auf dem Planeten verstreut ist, was umfasst der Ich-Begriff dann überhaupt? Und wenn wir nach dem Tod wiedergeboren werden, haben wir eine unsterbliche Seele? Und warum ist sie das? Buddha sagt, dass man die Antworten auf das, was tatsächlich wichtig ist, nicht erfassen kann. Alles, was den Ort betrifft, an den man als gläubiger Buddhist oder gläubige Buddhistin nach dem Tod geht, kann man auf der Erde nicht erfassen. Das Wissen, das wir hier haben, ist daseinsspezifisch. Doch ganz ohne Philosophie kommt Buddha nicht aus. Ich würde ohnehin argumentieren, dass das eigentlich keiner tut. Und zwar möchte ich euch jetzt die Leidenschaften etwas näherbringen. Was genau ist eigentlich so schlimm an ihnen? Und was genau ist es, das man anstrebt? 


Durst nach Objekten

Nach Buddha strebt man im Leben immer drei Kategorien an Dinge an. Er nennt dieses Streben auch Durst. Die erste Art ist der Durst nach Objekten, die einem Leidenschaft bringen. Das ist ein einfacher Punkt. Hier kann man wieder auf das Alkoholbeispiel zurückgreifen. Der Alkohol gibt einem Freude, aber führt letzten Endes, je nach Konsum, zu Leid. Aber es muss nicht so eindeutig sein. Ein Objekt der Leidenschaft kann auch die Liebe sein, die man einer anderen Person gegenüber empfindet. Auch sie läuft Gefahr, irgendwann durch die ein oder andere Situation zu enden. Und selbst wenn sie es nicht tut, kann man nicht jeden Tag in jedem Moment glücklich damit sein. Solche Dinge eben.


Werdedurst

Dann gibt es den sogenannten „Werdedurst“, und das ist der Durst nach sich selbst. Noch spezifischer nach dem Dasein auf der Erde. Buddha meint damit keine Arroganz oder Egoismus, sondern das Festhalten an der Wichtigkeit dieses eigentlich falschen Ichs. Man hat die falsche Vorstellung, dass man als Ich wertvolle Informationen aus der Umwelt sammelt und daran wächst. Wenn man doch letzten Endes nur in dieser zirkulären Welt lebt, die nur tut, als würde sie immer etwas Neues schaffen, aber eigentlich nur im Kreis läuft. Und daher kommt der Instinkt, sich selbst zu erhalten, der fehlgeleitet ist. Stellt es euch vor wie in einem Videospiel. Ihr wisst, dass ihr nicht die Figur im Spiel seid, oder? Und deshalb berührt es euch nicht so sehr, wenn sie stirbt. Aber auch da sammelt ihr Waffen, Geld, Punkte, was auch immer in dem Spiel ist. Und wozu? Für einen Endbildschirm mit der Aufschrift „Gut gemacht“? Genauso ist es mit Informationen auf der Erde. Buddha sagt, dass das Ich aus fünf Aspekten besteht: Körperlichkeit, Empfindung, Bewusstsein, Gestaltung und Erkennen. Ich denke, diese Aspekte erklären sich von selbst. Die Körperlichkeit ist natürlich unser Körper, die Empfindung sind unsere Sinnesorgane, das Bewusstsein ist eben unser Bewusstsein und das Erkennen das, was wir wissen können. Die Gestaltung meint hier unsere Eigenschaft, selbst Dinge zu schaffen und uns weiterzuentwickeln. Natürlich noch immer im Kontext dessen, dass sich auf der Erde nie wirklich etwas entwickelt. Von diesen 5 Aspekten also muss man sich verabschieden und dann lässt man das Ich hinter sich. Deshalb ist Buddha ja so gegen die Philosophie. Das Erkennen ist eine zentrale ich-spezifische Fähigkeit. Und es hängt sehr stark mit dieser Wissenschaft zusammen. Aber hier kommt eben dieser „Werdedurst“ ins Spiel. Alle fünf dieser Aspekte wollen wir ständig verändern, verbessern vielmehr. Wir wollen uns weiterentwickeln. Ihr kennt das sicher auch. Man will meistens einen besseren Körper. Ob man jetzt dafür etwas macht und trainiert oder nicht, spielt da erst einmal keine Rolle. Aber die Idee, dass wir diesen einen Körper haben und ihn verbessern können, kettet uns sehr stark an die Ich-Idee. Oder denkt an die Empfindung. Wir wollen so viele Dinge einmal ausprobiert haben, Achterbahnen, Drogen, Liebe. Alles Empfindungen, die wir erleben wollen. Wir wollen auch unser Bewusstsein auf dieser Erde verschärfen und vertiefen. Als ein bewusstes Ich. Im Rahmen der Gestaltung wollen wir immer neue Sachen erschaffen und in die Welt setzen. Sei es dieser Podcast oder auch nur einige nette Worte. Und auch die Erkenntnis schärfen wir immer wieder. Wir erfahren eigentlich jeden Tag neue Dinge, sei es wissenschaftlich oder nicht. Das ist es eben: Der normale Mensch kettet sich nicht durch nur eine dieser Sachen an sein Ich, sondern durch alle. Und das sind sehr sehr starke Ketten. Deshalb sagt Buddha auch, dass die Wiedergeburt bei den meisten Menschen eigentlich gewollt ist. Durch unseren Unwillen, von dem sterbenden Ich loszulassen und unseren Durst, uns immer weiterzuentwickeln, werden wir immer wieder in diesen Kreislauf zurückgesetzt. Hier passt wieder die Analogie mit dem Videospiel. Wenn ihr durch seid, ist es zwar schön, es geschafft zu haben, aber lange ist man damit nicht zufrieden. Ich habe schon unzählbar oft ein Spiel neugestartet, ihr da draußen sicher auch. Es macht einfach sonst keinen Spaß mehr. Und das ist interessant, denn dadurch haben wir es auch für uns selbst in der Hand. Auf der einen Seite wollen wir nicht leiden und sehen ein, dass das Leben uns viel abverlangt. Aber wir sind alle süchtig danach, zu leben. Wir können nicht loslassen, selbst wenn sogar die Natur uns vom Planeten werfen will.


Vernichtungsdurst

Und dann gibt es die dritte Art, den „Vernichtungsdurst“. Diese Art ist etwas unwichtiger als die ersten Beiden, weil wir normalerweise nicht danach streben. Aber diese Art stellt sich eventuell bei einem unglücklichen Leben ein. Sie beschreibt den Willen, durch Selbstmord oder Zerstörung anderer den Lebenskreislauf zu durchbrechen, um zu einem anderen Ort zu gelangen. Aber Buddha hebt hervor, dass es so nicht funktioniert. Man zerstört gar nichts im eigentlichen Sinne, sondern wirbelt nur Materie auf, die sich woanders wieder niederlässt. Man mag sterben und töten, aber keine dieser Personen wird erlöst, sondern nur einfach wiedergeboren. Genau wie alles, was im Leben passiert, ist auch der Tod an sich sinnlos.
Und das sind die drei Leidenschaften, von denen man sich lossagen soll, um Erleuchtung zu erreichen. Man soll nicht nach Objekten streben, die einem Leidenschaft geben. Man soll nicht an dem vergänglichen Ich auf der Erde festhalten und man soll auch nicht danach streben, zu zerstören.


Wiedergeburt

Doch gehen wir noch einmal genauer auf die Geschichte mit der Wiedergeburt ein. Wie genau stellt sich Buddha dieses Konzept vor? Wie sehen die Wiedergeburt und dieser Kreislauf des Lebens aus? Im Buddhismus gibt es ein Modell, das den Lauf des Daseins mit dem Leiden sehr gut verdeutlicht. Man sagt, am Anfang stehe das Nichtwissen. Dieses Nichtwissen führe dann zu Willensregungen, dann zum Erkennen, zum Benennen, der Empfindung, dann zu Durst, zu Ergreifung, zum Werden, zur Geburt, zum Alter und zum Tod, und dadurch ist es ein Kreislauf des Leidens. Lasst mich noch einmal die Alkoholanalogie auspacken. Der Kreislauf wäre damit ungefähr folgender: Zunächst weiß man nicht, was Alkohol eigentlich ist. Das Nichtwissen. Da man aber ein Mensch und neugierig ist, will man unbedingt darüber herausfinden, sobald man von der Existenz erfährt. Die Willensregung. Und sagen wir, man sieht gerade eine Flasche davon herumstehen, das ist dann das Erkennen. Da man gelernt hat, dass das wohl der berühmte „Alkohol“ ist, benennt man es ganz richtig so. Das Benennen. Dann will man aber natürlich wissen, wie sich dieser Alkohol eigentlich anfühlt. Also nimmt man sich die Flasche und probiert ein bisschen. Da hat man die Empfindung. Und zumindest, falls man das Getränk mag, ergreift einen sofort danach der Durst. Also kommt man zur Ergreifung und kauft sich immer mehr Alkohol, um davon zu trinken. Dadurch verändert man sich, man wird. Es wird die Sucht geboren, die einen das restliche Leben begleitet, falls man sie nicht loswird. Und diese führt dann zum Leid. Man sieht also, eine Ursachenbekämpfung wäre hier am sinnvollsten. Und der Buddhismus setzt daher genau bei der Unwissenheit und Willensregung an. Wenn man diese Dinge verhindert, kommt man gar nicht erst dazu, zu leiden. Wichtig hier: Dieses Nichtwissen ist nicht auf praktisches Wissen bezogen. Ob man nun weiß oder nicht weiß, was Alkohol ist, spielt gar nicht die größte Rolle. Es ist vielmehr darauf bezogen zu wissen, dass das eigene Dasein zirkulär ist und das Ich nicht wichtig ist. Also das Wissen um den Buddhismus. Wenn man das wieder auf den Alkohol bezieht, könnte man die Sucht so vermeiden. Man sagt sich, dass es eigentlich egal ist, was Alkohol ist. Denn ob man es weiß oder nicht, es ist immer noch Teil des Daseins und damit unbedeutend. Und mit diesem Wissen stellt sich dann auch kein Begehren ein, es genau herauszufinden.
Das Problem ist: Fast jeder Mensch verstrickt sich in diesen Kreislauf, eigentlich unwichtige Dinge herausfinden zu wollen. Denkt nur daran, wie viele Menschen es gibt, die keine Buddhisten sind. Und denkt vor allem an kleine Kinder. Als Baby will man eigentlich alles herausfinden, was es zu wissen gibt, ohne Ausnahme. Man probiert alles aus, was man nur in die Finger bekommt. Und nachdem man das dann gemacht hat, muss man als Erwachsener, nachdem man vielleicht 20-30 Jahre mit der Idee gelebt hat, das alles sei ungemein wichtig, loslassen. Das ist extrem schwierig. Denn die Verkettung mit dem eigenen Ich passiert sehr schnell und ist unglaublich stark. Doch es ist möglich, wenn man von den Leidenschaften loslässt im Zuge der Meditation. Buddha sagt übrigens nicht, dass man vom Willen selbst loslassen soll. Das ist ein allgemeiner Irrglaube. Denn das wäre ein Punkt, den westliche Philosophen wie Sartre oder Frankfurt sofort einwenden würden: Ganz ohne Willen kann man gar nicht existieren. Mindestens die Instinkte werden einen immer steuern. Und was ist mit dem Willen, erleuchtet zu werden? Und da stimmt Buddha zu. Man kann 4 der 5 Aspekte während des Lebens loslassen: Man kann die Empfindung, die Erkenntnis, das Bewusstsein und die Gestaltung hinter sich lassen. So gut es geht. Doch bei allem Meditieren bleibt die Körperlichkeit bei einem, bis man stirbt. Wobei das auch darauf ankommt, wen man fragt. Was Buddha aber sagt ist, dass man durchaus ein gutes Leben führen und zufrieden sein kann, auch wenn man Buddhist ist. Man muss nicht unbedingt sterben, um erleuchtet zu sein. Klar lässt man davor das Ich nie komplett los, aber man kann den Zustand des Zuschauers durchaus erreichen. Es ist möglich, seine Leidenschaften loszulassen und zufrieden mit dem zu sein, was man hat. Genau das hat auch Buddha selbst erreicht, als er aus seinem reichen Elternhaus in die Wildnis gezogen ist und nur das Nötigste hatte. Das Einzige, was der Buddhismus uns lehrt, ist, nicht mehr zu wollen als das, was man hat. Und dann wird man nach dem Tod aus dem Kreislauf befreit. Denn dann will man gar nicht mehr wiedergeboren werden. Man hat gelernt, nicht mehr zu wollen als man braucht. Der Durst ist erloschen. Und man selbst kann in ewigem Frieden und Ruhe leben.


Zwischenstand

So, so viel zum Buddhismus erstmal. Fassen wir einmal zusammen, was Buddha jetzt eigentlich sagt. Der Buddhismus ist sowohl Religion als auch Philosophie. Das sehen wir daran, dass er spirituelle Aspekte wie die der Wiedergeburt ganz offen mit philosophischen Aspekten wie dem der Leidenschaften verbindet. Auch wenn Buddha nie ein Freund der Philosophie war, philosophiert er unweigerlich, indem er uns diese Religion erklärt. Der Grund aber, wieso er so sehr dagegen ist, ist, dass die Philosophie sich nur mit Fragen des Daseins befassen kann. Natürlich ist das so, weil wir alles, was außerhalb unseres Daseins liegt, nicht erfassen können. Natürlich gibt es auch bei uns die Metaphysik, aber über die scheint Buddha hier nicht zu reden. Auch liefert sie keine komplett eindeutigen Antworten. Von genau diesem Dasein will sich Buddha aber lösen, weil er sagt, dass das Leben immer mit Leid verbunden ist. Auch ist es sinnlos: Auf der Erde entsteht nichts Neues und niemand erreicht irgendetwas. Es verschiebt sich nur Materie von einem Ort zum anderen und verändert sich. Da aber unser Ich es ist, durch dessen Augen wir auf die Erde blicken, sind wir ganz natürlich daran gebunden. Unser Körper, unser Bewusstsein, unsere Empfindungen, unsere Gestaltungen und unsere Erkenntnis. Alle Dinge, die unser Ich ausmachen und von denen sich der Buddhist trennen will. Denn wenn man ganz rational denkt und diesen Kreislauf durchschaut, kann man gar nicht mehr daran teilnehmen wollen. Und genau um diesen Willen geht es. Natürlich soll man nicht die Eigenschaft zu Wollen verlieren, weil man sonst gar nichts mehr tun kann. Aber Stück für Stück soll man seine Ketten zum eigenen Dasein lösen, indem man seine Leidenschaften kontrolliert. Alles auf dieser Welt, was uns Glück bringen kann, ist eigentlich trügerisch, weil es das nicht auf ewig tut, nicht ungeteilt und auch schädlich ist. Wenn man also dann in den Zustand kommt, dass man jeden Schritt, den man tut, genau rational begründen kann. Wenn man sieht, wie die Erde ein einziger sinnloser Kreislauf ist. Wenn man mit dem zufrieden ist, was man hat und nicht nach einem ständigen Mehr und Weiterstreben strebt. Dann ist man quasi ein unbeteiligter und zufriedener Zuschauer der Ereignisse auf der Erde. Und auch nach dem Tod wirft einen die eigene Gier nicht mehr zurück auf die Welt, sondern man wird weitergeführt an einen Ort der Ruhe und des Friedens.
Soweit zumindest die Worte des Buddhas. Es gab natürlich danach viele weitere Philosophen, die seine Worte unterschiedlich interpretiert haben. Doch ich will es hier erstmal beim Kern belassen. Ich glaube, man versteht so langsam, wieso der Buddhismus so zwischen Religion und Philosophie liegt. Auf der einen Seite ist es nämlich eine ziemlich rationale Religion. Buddha hat keine Wunder vollbracht oder Menschen geheilt, sondern einen ganz eigenen Weg zur Erleuchtung gefunden. Und diese Erleuchtung ist keine äußere Kraft, die auf uns einwirkt, sondern liegt in unserer Hand. Es ist ja alles ganz einfach begründet und einleuchtend: Natürlich hat man kein Leid mehr, wenn man seine Leidenschaften zurückschraubt und zufrieden mit dem ist, was man hat. Auch scheint das Dasein tatsächlich von Leid durchzogen zu sein, wir erfahren das ja immer wieder. Wie jede Religion hat aber auch der Buddhismus Glaubensaspekte. So gut begründet die Wiedergeburt auch ist, sie ist noch immer nicht bewiesen. Kann sie auch nicht sein, denn dafür müsste man ja sterben. Und es scheint so, dass dabei nicht das gesamte Gedächtnis 1 zu 1 übertragen wird. Auch gibt es keinen Beleg dafür, dass wir, wenn es die Wiedergeburt geben sollte, diesem Kreislauf auch entkommen könnten. Wie bei allen Religionen ist es selbstverständlich eine Glaubenssache, was nach dem Tod passiert. Doch auch hier hat der Buddhismus einen Punkt. Selbst wenn wir nicht genau so wiedergeboren werden, wie wir waren, verschwinden wir nicht einfach. Unsere Leichen sinken in den Boden ein oder verbrennen sich, je nachdem, was wir damit machen lassen. Und von da an entwickeln sie sich stetig weiter, bleiben Teil der Erde und bilden Teile anderer Lebewesen. In irgendeinem Sinne werden wir ja doch immer wiedergeboren und verlassen die Erde nicht. Zumindest physisch. Und was die Unsterblichkeit der Seele angeht, haben wir wieder den Glauben erreicht.


Unterschiede zur antiken griechischen Philosophie

So, was ich jetzt noch anschauen will, ist, wie denn nun diese Philosophie zu unserer westlichen Ausrichtung steht. Wie ist das Verhältnis zwischen Buddhas Lehre und der des Sokrates? Der wichtigste Unterschied ist wahrscheinlich deren Stellung zur Philosophie selbst. Während Buddha gegen ihre Fragen war, waren sie für Sokrates essentiell. Alles musste hinterfragt werden, ganz egal wie der Effekt davon war. Die westliche Philosophie glaubt daran, dass alle Rätsel der Welt durch unsere Logik gelöst werden können. Müsste 1+1 nicht auch nach dem Tod 2 ergeben? Deswegen sieht Sokrates nicht das Dasein als Problem, sondern das Unwissen über die Dinge um es herum. Und zwar alles. Menschen haben kein schlechtes Leben, weil sie existieren und Leidenschaften haben, sondern weil sie unwissend sind. Unwissend, wie sie sich verhalten sollen. Unwissend, was sie tun sollen. Unwissend, wie sie glücklich werden können. Doch auf alle diese Fragen versuchen die westlichen Philosophen eine Antwort zu finden. Natürlich ist bekannt, dass man nicht absolut alles auf diese Weise beantworten kann. Bis heute wird in der über diese Fragen viel gestritten. Und Fragen um Gott sind sowieso normalerweise ohnehin nicht beweisbar. Aber deshalb gibt es auch die strenge Trennung zwischen Philosophie und Theologie. Es gibt Überschneidungen wie die Religionsphilosophie, aber es sind trotzdem zwei getrennte Wissenschaften.
Außerdem herrscht im Westen nicht die Meinung vor, das Leben wäre deshalb sinnlos oder nicht lebenswert, weil es Leid beinhaltet. In meiner Folge zum guten Leben nehme ich Stellung dazu. Aber im Grunde sagt man, dass das Leben neben dem Leid auch Glück zu bieten hat. Deshalb lohnt es sich, wenigstens zu versuchen, so viel Glück wie möglich herauszuholen. Dazu passen dann auch Theorien wie von Aristoteles zum glückseligen Leben. Im Westen führt die Philosophie also nicht vom Glück weg, sondern hin. Denn wenn man nicht philosophiert, weiß man gar nicht, was das Gute ist und was man will. Und das macht das Leben leidvoll. Man sieht es sowohl in der westlichen Philosophie als auch im westlichen Glauben: Die Vorstellung, diesen Kreislauf zu verlassen, empfinden die meisten Menschen gar nicht als befreiend, sondern als gruselig. Schaut euch die Unterschiede zwischen dem Buddhismus und dem Christentum an: Im Buddhismus muss man ein Leben lang arbeiten und loslassen, um die Erlösung zu erhalten. Man erarbeitet sie sich auch selbst. Im Christentum dagegen hat man natürlich auch seine Aufgaben, je nach Strenge der Ausrichtung. Aber es ist nicht nötig, so viel zu opfern wie im Buddhismus. Ich meine, diese Leute lassen wortwörtlich alles fallen, was sie haben. Und auch das Bild des christlichen Paradieses sieht anders aus als das des buddhistischen Nirwanas. Das Paradies ist kein Ort des stillen Friedens, in dem man ohne Begierden lebt. Nein, das Konzept ist, dass alle weltlichen Begierden auf ewig erfüllt werden! Denkt an die Versprechungen von Jungfrauen oder an die Idee, alte Freunde und Verwandte wiederzusehen. Denkt an die Erzählungen von riesigen Gärten mit so viel Essen wie man will! Das klingt alles nach einem weiteren Dasein, nur auf Ewigkeit ausgelegt.
Außerdem lässt sich noch sagen, dass die westliche Philosophie nicht so zielgesteuert ist wie der Buddhismus. Die alten Griechen wollten natürlich schon schlauer werden und die Geheimnisse der Welt lüften. Aber es stand nicht primär die Erlösung und Heilung dahinter, sondern das bloße Interesse. Die Philosophie soll im Westen primär Wissen schaffen, und was man dann damit anstellt, ist Privatsache. Und dass die Wissenschaft traditionell so behandelt wird, erklärt auch die lange Tradition von Denkern, die alles hinterfragen. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass es im fernen Osten keine Philosophen gäbe. Natürlich wurde auch über den Buddhismus lange diskutiert, und wie ich gesagt habe, gibt es da viele philosophische Ansätze. Aber der Buddhismus hat den Osten wohl genauso beeinflusst wie die Griechen den Westen: Natürlich waren nicht alle Philosophen danach wie Aristoteles oder wie Platon. Auch haben nicht alle so gefragt wie Sokrates. Aber der Geist des Hinterfragens und die Idee, dass man dadurch das Rätsel des guten Lebens lüften kann, ist erhalten geblieben. Genauso gab es außer dem Buddhismus noch berühmte Ausrichtungen wie den Konfuzianismus und Daoismus. Doch wir können nicht ignorieren, was für Spuren eine so populäre Denkart gelassen haben muss.


Ähnlichkeiten zur antiken griechischen Philosophie

Und bei allen Unterschieden muss man auch sagen, dass der Buddhismus nicht so gegensätzlich zu der westlichen Philosophie ist, wie man denken mag. Denn auch diese Philosophie sieht den Menschen als ein leidendes Wesen. Schauen wir uns zum Beispiel den Philosophen Jean-Paul Sartre und sein Werk „Das Sein und das Nichts“ an. Hier sagt er, der Mensch sei dazu verurteilt, frei zu sein. Er werde durch seine eigenen Wünsche und seinen Willen immer wieder hin und hergeworfen. Es ist ein Bild des Menschen, der nie zur Ruhe kommt und den immer etwas stört. Ständig würde man versuchen, einen verlorenen Sinn im Leben zu suchen, bis einem der Tod die Möglichkeit dazu nimmt. Damit sagt auch der Westen, dass das Dasein von Leid behaftet und sinnlos ist. Nun, je nachdem, wen man liest. Mehr dazu in meiner Folge zum Sinn des Lebens. Und auch gibt es westliche Philosophen, die Buddhas Idee vom Lebenskreislauf teilen. Da gibt es zum Beispiel den Philosophen Heraklit. Er sagt, dass es zu Anfang der Erde eine gewisse Anzahl an Teilchen gab und aus denen besteht bis heute alles. Es entsteht auch hier nie etwas Neues, sondern die Teilchen ändern nur immer wieder ihre Anordnung oder fusionieren. Daher ist auch für Heraklit unser Tod wenig bedeutungsvoll, weil wir nur einfach umgewandelt werden. Nichts stirbt jemals wirklich. Und es ist auch nichts. Heraklit sagt, dass sie nie irgendetwas wirklich ist, sondern immer nur wird. Und das entspricht Buddhas „Werdedurst“, nicht wahr? Warum sagt Heraklit das? Naja, wir verändern uns eigentlich in jedem Augenblick. Es gibt keinen Moment, in dem sich nicht etwas in uns verändert oder wir selbst. Und da wir ständig werden, lässt uns das gar keine Zeit, zu sein. Und selbst wenn, was wären wir dann? Die Anhäufung aus dieser bestimmten Anzahl Teilchen zu dieser genauen Zeit an diesem Ort? Und daraus formt sich dann auch im Griechischen der Kreislauf des Lebens, in dem weder zerstört noch erschaffen werden kann.
Auch stimmt Buddha mit der modernen Philosophie damit überein, dass man zu jeder Zeit etwas wollen muss. Deshalb predigt er auch nicht Willenlosigkeit, sondern nur das Loslassen von Leidenschaften. Spirituell ist der Buddhismus auch nicht extrem weit entfernt vom Christentum. Auch hier wird von einer Erlösung gesprochen, die uns irgendwie von unserem leidvollen Dasein befreit. Auch Buddha sagt, dass die Seele wohl auf irgendeine Weise unsterblich sein muss. Zwar gibt er wie gesagt keine philosophische Erklärung, aber die unsterbliche Seele scheint Teil dieser Religion zu sein. Und so sieht man es auch im Westen: Der Körper ist das leidvolle Dasein und vergeht, aber etwas in uns, und zwar die Seele, bleibt erhalten und geht weiter.


Konklusion

Ok, dann komme ich mal zu einer Konklusion. Die Unterschiede zwischen der Philosophie des Sokrates und des Buddhas sind nicht zu übersehen. Ganz voran, dass Buddha gar nicht philosophieren will und es als Gefahr sieht, sich zu sehr an sein Dasein zu binden. Denn im Buddhismus geht es darum, dieses loszulassen, um nicht mehr zu leiden. Und das heißt: kein Philosophieren, kein Streben nach dem, was man nicht hat und keine Leidenschaften. Denn wenn man das nicht tut, hört der ewige und sinnlose Kreislauf des Lebens nicht auf. Selbst nach dem Tod bringt einen die eigene Lebensgier immer wieder auf die Erde. Wenn man aber dann die Erlösung erreicht, seine Leidenschaften kontrolliert und über seinem Dasein steht, wird man quasi zum Zuschauer auf Erden, der mit seinem Leben zufrieden ist und nach dem Tod von dem Lärm des Kreislaufs erlöst wird.
Dagegen beschäftigt sich Sokrates ganz gezielt mit dem Dasein. Er versucht, die Rätsel innerhalb des Kreislaufs aufzudecken, um nicht nur das Leben darin zu verbessern, sondern auch das Wissen zu mehren. Seine Philosophie ist hier weniger zielgerichtet als die Buddhas. Wenn man einen Sinn in dem Kreislauf sucht, muss man auf Religionen zugreifen, eine getrennte Wissenschaft. Aber das macht das Leben nicht weniger lebenswert und die Fragen nicht weniger drängend.
Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten zwischen den Ausrichtungen. Beide sind sich bewusst, dass das Leben Leiden bedeutet. Beide wissen um den Kreislauf des Lebens und sehen ihn als zirkulär an. Beide glauben an die unsterbliche Seele und hoffen auf Erlösung, in der sie dem Dasein entkommen. Es haben also die westlichen Philosophen und die Buddhisten dasselbe Wissen. Nur entscheiden sie jeweils unterschiedlich damit umzugehen. Im Westen versucht man, dieses fehlerhafte Dasein wenigstens noch so gut zu gestalten, wie es geht, während man dieses sinkende Schiff im Osten gleich aufgibt. Im Westen sieht man das Schlechte im Leben immer im Licht des Guten, während es im Osten dadurch wertlos wird. Im westlichen Glauben kann man sein Dasein für die Zeit auf der Erde behalten und dann noch erlöst werden, während man im Osten ein ganzes Leben lang loslassen muss, um dann weiterzudürfen. Ich habe jetzt zur Abkürzung die Worte „Westen“ und „Osten“ verwendet, aber natürlich weiß ich, dass es nicht so simpel ist. Weder sind wir im Westen alle Anhänger der antiken Philosophie noch im Osten alle Buddhisten. Aber wie gesagt sieht man deutlich, wie eine solche frühe Strömung alle Denker und Denkerinnen danach beeinflussen kann. Und ich denke, dass genau das in den beiden Teilen der Welt passiert ist.

So, und das war meine Folge zum Buddhismus. Ich möchte kurz hinzufügen, dass ich mich vor der Recherche noch nie enger mit diesem Glauben auseinandergesetzt habe. Falls sich also Buddhistinnen oder Buddhisten unter euch befinden, die mit meiner Darstellung nicht einverstanden sind, teilt mir das gerne mit. Es scheint aber eine faszinierende Religion zu sein. Man hört ja auch immer mal wieder, dass sie für viele Menschen mehr Hand und Fuß hat als die restlichen Religionen. Es scheint daher immer mal wieder kleine Schübe an Menschen aus der westlichen Welt zu geben, die übertreten. Der Buddhismus ist für viele die „modernere Religion“. Nun, für eine religiöse Diskussion ist dieser Podcast selbstverständlich der falsche, aber ich könnte es jedenfalls verstehen. Ich denke, wir können alle vom Buddhismus einige Sachen lernen. Vielleicht sollten auch wir uns mehr Klarheit im Kopf schaffen und bei jeder Handlung genau nachdenken, bevor wir etwas tun. Manchmal sollten wir bei großen Vorhaben auch einen Schritt zurückgehen und uns fragen, ob wir nicht gerade vielleicht zu viel verlangen. Ist es wirklich so schlecht, wie es gerade ist? Und kann es nicht so bleiben? Ich glaube auch, dass die Erzählung über den Kreislauf des Lebens etwas Tröstendes hat: Denn auf diese Weise verliert man eigentlich nie wirklich etwas. Was auch immer passiert, der Kreislauf geht weiter, ob man jetzt Teil davon ist oder nicht mehr. Nun, aber das ist schon wieder Glaubenssache. Ich hoffe jedenfalls, dass euch diese Folge gefallen hat!

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Macht es gut und einen schönen Tag noch!

 

Quellen

,,Die Philosophie des Buddhismus" - Erich Frauwallner

,,Die philosophische Hintertreppe" - Wilhelm Weischedel

,,Das Sein und das Nichts" - Jean-Paul Sartre

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